'Ich bin einmal, nur ein einziges Mal mit meiner Mutter
zusammen verreist', verrät uns die Ich-Erzählerin gleich zu Beginn, und das sagt eigentlich schon alles. In Ninas Beziehung zu ihrer Mutter steckt der Wurm drin, jedes 'weißt du noch' ist vermint, jedes Beisammensein
die reine Tortur. Und dann will die Mutter
ausgerechnet mit nach Mailand! In Mailand plant Nina, Flora wieder zu sehen, in die sie sich nach zwanzig Jahren Ehe mit Ludwig Hals über Kopf verliebt
hat. Aber das soll die Mutter natürlich nicht wissen.
Doch auch im Leben der Mutter gibt es ein Geheimnis,
von dem Nina nicht das Geringste ahnt.
Wie Tochter und Mutter sich auf einer Italienreise zum ersten Mal in ihrem Leben unverhofft nahe kommen, davon erzählt Elke Heidenreich mit einer unbeirrbaren Leichtigkeit, ganz ohne Pathos. Ein liebevoller
Blick auf die kleinen Dinge des Lebens, auf Menschen und ihre Eigenheiten.
'Mailand! Ich war noch nie in Mailand!'
Sie war überhaupt nur sehr wenig gereist in ihrem Leben. Einmal hatte sie mit einem Bus eine Tour durch Frankreich gemacht und sich gar nicht darüber beruhigen können, dass da schon ganz kleine Kinder fließend Französisch sprachen. 'Aber Mama', hatte ich gesagt, 'das sind doch Franzosen, die wachsen damit auf, es ist ihre Muttersprache.'
'Trotzdem', hatte sie beharrt, 'noch so jung und schon fließend Französisch, alle Achtung.'