„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“ – Dieses Schuldbekenntnis formulierte der evangelische Pfarrer Martin Niemöller, selbst von Juli 1941 bis April 1945 Häftling im KZ-Dachau. Weil der deutsche Protestantismus fast geschlossen zu den NS-Verbrechen geschwiegen hat, erinnert die Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau seit 1967 an alle Opfer – und an die kirchlichen Verstrickungen im „Dritten Reich“.))

Mindestens acht Millionen Menschen wurden zwischen 1933 und 1945 in den Konzentrationslagern gequält. Wer kann sich unter dieser unermesslichen Zahl überhaupt etwas vorstellen? Konkret und persönlich wird Erinnern und Gedenken erst, wenn einzelne KZ-Häftlinge wieder als Individuen sichtbar gemacht werden: Namen statt Nummern. Seit 1999 konnten zahlreiche Jugendliche und Erwachsene vom Trägerkreis „Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau“ dafür gewonnen werden, ein Schicksal lebendig werden zu lassen. Sie recherchierten Informationen und Dokumente und erstellten daraus im Gespräch mit Angehörigen und Zeitzeugen ein „Gedächtnisblatt“. Im Buch wird eine Auswahl dieser Lebensbilder erstmals abgedruckt, zumeist illustriert mit historischen Fotos. Hinzu kommen Kurzbiografien der mehr als 100 evangelischen Pfarrer aus ganz Europa, die in Dachau eingesperrt waren. Interessierte finden in dem Buch zudem Hintergrundinformationen zum Projekt Gedächtnisbuch.