Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurde Livland, das Gebiet des heutigen Estland und Lettland, hauptsächlich von Deutschen erobert und missioniert. Bei diesem Geschehen spielten neben heidnischen Kräften und lateinischen Christen auch die orthodoxen russischen Nachbarn eine große Rolle. In der wissenschaftlichen und populären Literatur wurden die sich daraus ergebenden deutsch-russischen Beziehungen in besonderer Weise instrumentalisiert. Ein Beispiel dafür bietet die Mythologisierung der Schlacht auf dem Eise des Peipussees von 1242. Der Autor untersucht den russischen Aspekt der livländischen Geschichte von 1180 bis 1330 und rückt zugleich die vergleichbaren Ost-West-Situationen in Finnland, Preußen und Galizien ins Blickfeld. Sensationelles Ergebnis seiner Analyse ist, dass es in dieser Zeit weder den immer wieder beschworenen Ost-West-Antagonismus noch die oft behaupteten livländischen Kreuzzugsaktivitäten gegen die Rus“ gab, sondern dass stattdessen häufiges politisches Zusammenwirken, kulturelle Kontakte und Durchlässigkeit der konfessionellen Grenzen für die Beziehungen charakteristisch waren.