Die Flucht und Vertreibung der Deutschen aus dem Osten hat auch in der Literatur ihren Niederschlag gefunden. So sind nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche literarische Texte entstanden, die sich mit dem Ereignis auseinandersetzen. Diese Flucht- und Vertreibungsliteratur, von der Forschung lange Zeit kaum wahrgenommen, erfreut sich seit einigen Jahren einer gesteigerten literaturwissenschaftlichen Aufmerksamkeit.
Vorliegende Untersuchung fragt erstmals systematisch nach den Textstrukturen und Erzählverfahren, von denen literarische Darstellungen des ostdeutschen Heimatverlustes geprägt sind. Dabei gilt das Erkenntnisinteresse nicht nur den rhetorischen Strategien, mit denen die Texte versuchen, den Verlust der Heimat durch das Erzählen von der Heimat zu überwinden, sondern auch den Konsequenzen, die sich aus der Trennung von der Heimat für die Konstitution der erzählten Welten und für ihre Protagonisten ergeben. Anwendung finden die Ergebnisse der systematischen Reflexion bei der exemplarischen Lektüre von drei Erzähltexten, in denen die Erinnerung an die verlorene Heimat im Osten sowie die Umstände und Folgen ihres Verlustes eine zentrale Rolle spielen – Günter Grass’ Die Blechtrommel, Siegfried Lenz’ Heimatmuseum und Christa Wolfs Kindheitsmuster.