Was wissen Kinder und Jugendliche heute über das Säugetier? Säugetier ist einerseits ein fachliches Lexem, dessen Bedeutungsstruktur sich unter anderem aus seinem Platz
im System der biologischen Taxonomie ergibt, andererseits aber auch ein Wort der Gemeinsprache, ein Konzept, das zwischen natürlich-lebensweltlichen und systematisch-fachlichen
Begriffssystemen steht.
Um Antworten auf die zentrale Fragestellung nach dem Wissensbestand von Kindern und Jugendlichen zu finden, stützt sich die Autorin in ihrer Analyse auf die strukturalistische
Merkmalsemantik, die psychologische Prototypentheorie und die gesellschaftlich orientierte Stereotypensemantik und entwickelt ein Beschreibungsraster für beide Lexem- und Begriffstypen. Dabei werden Prozesse des Konzept- und Spracherwerbs und die
Vermittlungsinhalte in der Schule berücksichtigt.
Die Ergebnisse der Interviews in zwei Schülergruppen, die dem vorliegenden Buch auf einer CD beigefügt sind, lassen sich über
zwei vertikale Schichtungen des Wissens unter Kindern und Jugendlichen aus dem vierten und aus dem sechsten Schuljahr erfassen. Sie reichen von lebensweltlichen Vorläuferkonzepten bis zu relativ fachnahen Konzept- und Bedeutungsstrukturen.
Diese Arbeit spricht mit ihrer Thematik und ihren Ergebnissen nicht nur Linguisten aus der Fachsprachenforschung und Wortsemantik an, sondern ebenso Pädagogen und Didaktiker, die die möglichen Wissensvoraussetzungen und konzeptuellen Vorstellungen
von Kindern und Jugendlichen und den Einfluss von Lerninhalten auf die Entwicklung von Kenntnisstrukturen untersuchen oder in der Unterrichtspraxis berücksichtigen.