Der größte Bildhauer des Klassizismus, Antonio Canova (1757–1822), wurde in der Zeit um 1800 vor allem für seine Skulpturen mythologischer Thematik bewundert, die exemplarisch die Wandlungen im Mythenverständnis der Epoche erkennen lassen. Die Publikation zeichnet das dichte Spannungsfeld zwischen der Mythenüberlieferung in der klassischen Literatur, der literarischen Neugestaltung in Canovas Zeit und der Tradition der bildkünstlerischen Gestaltung nach. Diese Wandlungen im Kanon und Verständnis von Bildthemen an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert entstanden durch persönliche Kontakte, die hier erstmalig anhand der umfangreich erhaltenen Briefe Canovas rekonstruiert werden. Durch die Einbeziehung dieser weitverzweigten, gesamteuropäischen Verbindungen zu den bedeutendsten Schriftstellern, Künstlern und Archäologen seiner Zeit entsteht ein neues Bild des Künstlers, das insbesondere Canovas intellektuelle Bedeutung für seine Epoche erkennen lässt. Ausgehend von den venezianischen Frühwerken wird vor allem Canovas Schaffen in Rom in den achtziger und neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts beleuchtet, für das eine besonders intensive Auseinandersetzung mit der Mythologie kennzeichnend ist. Die Arbeit schließt mit den Werken für Napoleon und die Napoleoniden, an die sich ein deutlich konventionelleres Mythologieverständnis knüpft.