In den Diskussionen um den ‚technifizierten‘ Körper erscheint, obwohl von Neuen Medien die Rede ist, dessen Bedrohlichkeit als buchstäbliche Zerstückelung ins Bild gesetzt. Die Konstruierbarkeit des Körpers als Ort von menschlicher Identität erweist sich so hinterrücks an ein ‚altes Medium‘, den Buchstaben, gebunden.
Annette Keck geht dieser scheinbar selbstevidenten Verbindung mit einer Genealogie nach, die ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Sie sucht diskursive Konstellationen auf (so die Anschlußstellen zwischen Medizin, Biologie und Literatur), welche diese Evidenz etablieren und reflektieren. Sie zeigt, inwiefern sie sich einer doppelten Bewegung verdankt: einerseits wird ‚der Mensch‘ und sein Körper lettrifiziert, andererseits erscheint auch die Schrift bzw. der Buchstabe anthropomorphisiert.
Diese Doppelung erlaubt der Autorin mit der Lektüre literarischer Texte zu fragen, über welche Ausschlußverfahren sich ‚die Literatur‘ ein ‚Residuum der Menschlichkeit‘ erschreibt und was eine literaturwissenschaftliche Perspektive auf heutige kulturtheoretische Debatten um die Ausschließlichkeit des Humanen leisten kann.