Thema der vorliegenden Arbeit ist die Frauenrede im Minnesang des 12. Jahrhunderts. Angesichts neuerer literaturtheoretischer Methoden (Diskursanalyse/Gender Studies) erwies sich eine umfangreiche Beschäftigung mit der ‚weiblichen Stimme’ im Minnesang als notwendig. Die Untersuchung verfolgt das Ziel, die Bedingungen und die Funktion der Frauenrede zu eruieren. Die methodische Basis für die Einzelanalysen im zweiten Teil der Arbeit liefert die historische Diskursanalyse, die mit Fragestellungen aus den gender-studies verknüpft wird. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die weibliche Sprecherrolle im Minnesang stets in eine spezifische Kommunikationssituation eingebettet war, und dass sich Strophenabfolge und -umfang eines Tons zwischen den einzelnen Überlieferungsträgern teilweise beträchtlich unterscheiden, werden Konstitutions- und Funktionsbedingungen der Frauenrede neu bestimmt. Die Studie erschöpft sich nicht allein in einer Neuinterpretation der Frauenstrophen und -lieder des Minnesangs, sondern legt die Diskursstrategien offen, mittels derer Weiblichkeits- und Männlichkeitskonzepte im Minnesang konstituiert und stabilisiert werden.