Mehr als ein halbes Jahrtausend ist dieses Buch alt, Sebastian Brants „Narrenschiff“. Doch es hat nichts von seiner Faszination, seiner Anstößigkeit, seiner Lebensweisheit und Menschenklugheit verloren. Im Jahr 1494 erschien es, ein Bestseller für Generationen, mit vielen Auflagen und Übersetzungen. Ein Spiegel der Unsitten, nicht nur jener Zeit, und damit auch scharfe Kritik an den Mißständen in der damals noch einen christlichen Kirche mit dem Papst, eine Mahnung zu Anstand und Gemeinsinn. Da begreift man, warum es zur Reformation eine knappe Generation später kam, warum sich das Volk von Rom abwandte, und auch, warum diese Satire eines Ehrenhaften dem Vatikan mißfiel und die Zensoren diese weltliche Bibel mit schönen Holzschnitten noch Anfang des 17. Jahrhunderts gern in die Liste der verbotenen Bücher aufgenommen hätten. Dazu kam es nicht. In die „Bibliothek“ gehört das „Narrenschiff“ um so mehr.