Das 1108 Seiten starke Predigt-Manuskript des Pfarrers Damasus Dürr aus dem Reforma¬tionsjahrhundert ist eines der wenigen umfangreichen historischen Zeugnisse des gebildeten Schriftdeutsch in Siebenbürgen. Textsorte und Kommunikationssituation des dörflichen Got¬tesdienstes bedingen eine auch strukturell spezifische Markierung der Hörerzugewandtheit. Die vorliegende Untersuchung exemplarisch ausgewählter Predigten erfaßt den Bestand der syntaktischen Gestaltungsmittel von der Wortgruppe bis hin zur Struktur komplexer Sätze und zu den texterzeugenden Satzverknüpfungen. Sie bietet hiermit einerseits eine Folie für vergleichende Untersuchungen und zeigt andererseits die syntaktisch-stilistischen Mittel der Rezeptionsförderung und der Rezipientenlenkung auf, die auch dem heutigen Leser den Eindruck einer ausgewogenen Kombination von docere und movere vermitteln.
Die Arbeit ist zugleich ein Beitrag zum sprachhistorischen Stellenwert der siebenbürgisch-sächsischen Sprachkultur in der Entwicklung der deutschen Sprache zur gegenwärtigen Form.