Lebensbeschreibungen erfreuen sich einer ungebrochenen Beliebtheit bei der breiteren Leserschaft. Historiker dagegen tun sich immer noch schwer mit dem Genre, dem Theorie-defizite und Rückfälle in überwunden geglaubte Traditionen vorgeworfen werden. In der Wissenschaftsgeschichte stellt sich dieses Problem noch schärfer dar: Die Logik der Forschung zwingt zur Uniformität der Leistungen und lässt kaum noch Raum für individuelle Geschicke. Erst in den 1990er Jahren haben auch professionelle Historiker die Vorzüge der Wissenschaftler-Biographik neu entdeckt: Über die Biographien der wissenschaftlich tätigen Persönlichkeiten erhält man zusätzliche Einsichten in philosophische, politische und soziale Dimensionen der Zeit, man sieht schärfer die Einflüsse, die bei der Entstehung und der Durchsetzung von Wissen Gewicht hatten. Eine Wissenschaftler-Biographie kann somit – sozusagen durch eine strategische Hintertür – die Sozialgebundenheit wissenschaftlicher Forschung feiner aufzeichnen. Die Biographik ist daher eine wichtige Methode, die Komplexität historischer Begebenheiten erzählerisch in den Griff zu bekommen und dem interessierten Leser zu vermitteln.