Die Idee, dass Reisen bildet, ist alles andere als neu. Im Beziehungsgeflecht zwischen Reisen und Bildung spielt das Bildungsanliegen aber eine klar untergeordnete Rolle. Was fehlt, sind rasche und unkomplizierte Zugänge, um den Funkenflug historischer Nähe erlebbar zu machen. Mit seinem neuen Buch macht der Grazer Historiker Harald Heppner Geschichte verständlicher, vertrauter und gibt Anregungen für eine veränderte Weltsicht des Reisens – nicht nur für TouristInnen selbst, sondern auch für all jene, die rund um die europäische Touristikbranche beheimatet sind: Anhand exemplarischer Schauplätze schärft Heppner den Blick der LeserInnen für spannende Details und macht begreifbar, dass Reisende nicht nur dann und wann in die Welt der Vergangenheit eintauchen, sondern selbst Teil einer Welt sind, in der die Trennung von Einst und Jetzt wenig Sinn hat. Ein Schwerpunkt dieses Buches ist vor allem auch dem östlichen Teil Europas gewidmet, weil es immer noch viele Menschen gibt, die diesen Teil des Kontinents nicht oder zu wenig kennen.

Der Motivation, auf Reisen auch die Geschichte europäischer Landes zu begreifen, kommt im Zeitalter der Europäischen Integration erhöhte Bedeutung zu. Soll aus den Menschen, die in den einzelnen Ländern Europas leben, schrittweise eine Gesinnungs- bzw. Kulturgemeinschaft werden, reicht die organisatorisch-wirtschaftliche Verklammerung nicht aus. Es bedarf auch der geistigen Annäherung, die nicht allein der Lokalaugenschein fremder Länder herbeiführen kann, sondern vor allem das Wissen voneinander. Dazu gehören unzweifelhaft auch Kenntnisse über die Vergangenheit, und zwar umso mehr, als die Geschichte der einzelnen Länder Europas ungleich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede aufweist, wenn man sich mit ihr ausreichend beschäftigt.