Gegenstand des Buches ist Peter Weiss’ Projekt einer modernen Neuschreibung der Divina Commedia, das er von 1964 bis 1969 mit unterschiedlichen konzeptionellen Vorstellungen hartnäckig verfolgte. Im Gesamtwerk formt es einen Knotenpunkt, an dem mehrere seiner Texte ihren Ursprung finden. Die Analyse der Notizen, Skizzen und Textfragmente aus dem Komplex der Divina Commedia vermittelt ein detailliertes Bild von der weltanschaulichen und künstlerischen Beschäftigung des Emigranten mit der deutschen Vergangenheit in den 1960er Jahren. Sie verdeutlicht das für sein Schaffen typische wechselseitige Spannungsverhältnis von subjektiven und politischen Reflexionen. Zugleich dokumentiert sie die Bedeutung, welche die schöpferische Aneignung eines klassischen Textes für die Entwicklung der künstlerischen Methode hat.
Die philologische Grundlage der Untersuchung bildet eine umfangreiche Edition, die einen zentralen Bereich des Weiss-Nachlasses erschließt und zahlreiche bislang unbekannte Texte präsentiert.