Der kritischen Auseinandersetzung mit Sprache kommt in postkolonialer und interkultureller Literatur ein besonderer Stellenwert zu. In vielfältiger Weise thematisieren, problematisieren uns inszenieren gerade englischsprachige postkoloniale und interkulturelle Romane die komplexen individuellen, kulturellen und politischen Implikationen von Sprache(n) und Varietäten der Sprache, den sogenannten ‚englishes‘. Metasprachliche Reflexionen lassen sich deshalb nahezu als Kennzeichen postkolonialer und interkultureller Romane betrachten, wie in dieser Studie anhand von literarischen Texten aus Australien, Neuseeland, Kanada, der Karibik, Südafrika, Nigeria, Simbabwe und Indien sowie an Romanen aus der hispanisch-amerikanischen Literatur, der chinesisch-amerikanischen Literatur, der Native American Literature und der britischen interkulturellen Literatur aufgezeigt wird.

Die Studie greift bei ihren theoretischen Vorüberlegungen ebenso wie bei den exemplarischen Einzeltextanalysen auf linguistische und literaturwissenschaftliche Theorien, Kategorien und Vorgehensweisen zurück, da erst durch die Verknüpfung von Ansätzen aus Linguistik und Literaturwissenschaft das komplexe Wirkungs- und Funktionspotential der Auseinandersetzung mit Sprache in postkolonialen und interkulturellen Romanen angemessen erfasst werden kann. Die Implikationen von fremdsprachlichen Einschüben, einer Inszenierung regionaler und sozialer Varietäten des Englischen, einer Inszenierung begrenzter zweitsprachlicher Kompetenz im Englischen oder auch innovativer Wortschöpfungen erschließen sich unter Bezugnahme auf linguistische und literaturwissenschaftliche Ansätze sowie auf den postkolonialen theoretischen Diskurs über Sprache. Der spezifische Fokus auf Sprache eröffnet zudem einen innovativen Zugang zu drei der für den postkolonialen bzw. interkulturellen Roman charakteristischen Gattungen: den historischen Roman, den Migrationsroman und den Bildungsroman.