"Wie soll man den modernen Geist rezipieren?" Diese Frage bezeichnet das wissenschaftliche und gedankliche Programm von Ernst Troeltsch. Es lässt sich eine kritische bzw. dynamische Aufname der Moderne durch Troeltsch feststellen. Den Radikalen erschien seine Position als eine Halbheit, aber für ihn selbst war es wichtig, die glänzenden Ergebnisse des modernen Geistes aufzunehmen, ohne sie bedingunslos zu bejahen.
"Hat man die Zuflucht, seine Augen aufheben zu können zu den Bergen, dann ist eine Überwindung des Pessimismus möglich; denn diese Welt ist nich das Letzte", sagt Troeltsch in seiner Heidelberger Vorlesung zur Glaubenslehre. Hier regiert ein unverzagter und kritischer Geist, der nicht in Verzweiflung gerät und doch nicht jeden Aspekt der Moderne für heilig hält. In der schwierigen Zeit des modernen Deutschland verhält er sich konstruktiv, ohne seine kritische Haltung zur Moderne zu verleugnen. Es ist diese Einstellung, die sein Leben und Wirken auszeichnet.