Bezaubernde Sinnlichkeit verbindet sich oft mit Abgründigem, selbst Bösem im Rollenprofil dieser drei Schauspielerinnen. Jeanne Moreau, Catherine Deneuve und Isabelle Huppert haben wie wenige andere das Frauenbild des französischen Kinos Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre geprägt. Schon das wechselhafte Gesicht von Jeanne Moreau bezeugt die Breite menschlicher Befindlichkeiten: von der bitteren Leidensmiene bis zum mädchenhaft fröhlichen Gesicht, dessen Lächeln unwiderstehlich scheint. Auch Catherine Deneuve, die so oft als die schöne, marmorgemeißelte Statue missverstanden wird, offenbart in vielen Filmen dunkle Schatten. Isabelle Huppert, mit ihrem klaren, strengen Gesicht und der fragilen Gestalt, erlaubt nur vorübergehend Assoziationen mit kindlicher Unschuld. Denn sie probiert in ihren späteren Rollen oft radikale Ausbrüche aus kleinbürgerlichen Daseinsformen aus. Natürlich haben diese drei Schauspielerinnen das Glück gehabt, mit hervorragenden Regisseuren ihrer Zeit, wie Louis Malle, Claude Chabrol und Roman Polanski zusammenzuarbeiten. Für diese entwickelten sie eine Typologie selbstbewusster Frauen, die sich merklich von den simplen Diven-Schemata abheben. Die Beiträge des Heftes fokussieren die Einflüsse dieser komplexen Frauengestalten auf den weiteren Fortschritt der Filmgeschichte.