Im Überschreiten von Grenzen und Distanzen gelingt es dem explizit transkulturellen Grundansatz dieser Studie, umfängliche und ungewohnte Einblicke in Hermann Hesses Denken und Dichtung aus fernöstlicher Sicht anhand des jeweiligen Ich-Verständnisses zu gewinnen. Das macht auch Hesses großen Erfolg bei seiner getreuen ostasiatischen Leserschaft verständlich. Am Beispiel des maßgeblichen, fast altersgleichen chinesischen Philosophen Feng You-Lan wird zugleich erkennbar, wie das neuere fernöstliche Denken sich einer spezifisch westlichen Kategorie stetig und behutsam annähert: der des philosophischen Selbstbewusstseins und seiner Herkunft, womit auch Hesse sich auseinander setzte. In beiden Fällen findet sich ein je eigenes Konzept von Stufen bei der Entwicklung und Modellierung des Ich-Verständnisses. Gleichsam virtuell gelangen sie hier zu wechselseitiger Erhellung in Dialog und Austausch.