Gotthold Ephraim Lessing wird heutzutage weniger als ästhetischer Kritiker, sondern vielmehr als Bühnendramatiker gesehen. Vergessen scheint, dass er vor allem durch vielthematische Zeitungsbeiträge die längste Zeit seines Daseins seinen täglichen Unterhalt hat bestreiten müssen. Seine theologische Polemik, namentlich die gegen Johann Melchior Goeze, erregt auch gegenwärtig noch manche Leser. Obwohl sich der scharfe Gegensatz zwischen christlicher Offenbarungsreligion und religiöser Aufklärung inzwischen stark abgeflacht hat, galt Lessing als Hauptrepräsentant dieser Strömung in Deutschland. Unverändert rühmenswert bleibt er, der sich bereits in seiner Jugend intensiv dem Theatertreiben zuwandte, in den Gipfelleistungen seiner Bühnendramatik. „Minna von Barnhelm“ als Komödie, „Emilia Galotti“ als Tragödie werden seinen Namen auch durch künftige Epochen tragen.