Adolph Menzel (1815-1905) war einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 19. Jahrhunderts. Michael Fried zeigt in seinem reich illustrierten Buch, daß Menzel nicht nur einer der größten Maler und Zeichner seines Jahrhunderts war, sondern zugleich ein Meister des Realismus, dessen Werk sich intensiv mit einem breiten Spektrum von Fragen aus Kunst, Wissenschaft und Philosophie auseinandersetzt.

Fried vergleicht Menzel mit zwei anderen großen realistischen Künstlern des 19. Jahrhunderts, Courbet und Eakins. Er analysiert Gemälde, Zeichnungen und Drucke aus allen Stadien von Menzels langer Karriere und zeigt, daß die genuine Qualität seines Realismus in dem Bestreben zu finden ist, eine multisensorische, ganz und gar körperliche Beziehung zwischen dem Menschen und dem Universum der Gegenstände, Werkzeuge und Situationen herzustellen. Fried bringt Menzels Werk mit einer Reihe von malereifremden Kontexten in Verbindung, darunter mit den Schriften und Theorien von Kierkegaard und Helmholtz, mit Thoreaus Walden, Fontanes Effie Briest, Durantys Kunstkritik, Simmels Überlegungen zum modernen Großstadteben, E.T.A. Hoffmanns „Kunst des Sehens“ und der Spurensuche Benjamins. Er erkundet außerdem das komplexe Verhältnis zwischen Menzels Version des „extremen“ Realismus und der zeitgenössischen Technik der Photographie. Im Lichte dieser zahlreichen neuen Perspektiven wird deutlich, daß wir Menzel als einen Wegbereiter der Moderne begreifen müssen.