Da stieg ein Baum“ – neben seiner orphischen Bedeutung soll der Rilke-Vers auf die Entstehung einer autonomen Baumsymbolik seit der frühen Romantik verweisen. Die Bedeutung des Baummotivs in Mythos und Folklore hat längst die gebührende Aufmerksamkeit gefunden. In Dichtung und Literatur ist es hingegen nur gelegentlich gewürdigt worden, ohne dass der genannte Epochenumbruch berücksichtigt worden wäre. Die hier vorgelegten, bewusst essayistischen Überlegungen verstehen sich freilich nicht als eine – unmögliche – Geschichte des Motivs; vielmehr entfalten sie nach einer historischen Hinführung die möglichen poetischen Funktionen in synchronen Raum der neueren Literatur seit der Entdeckung der pittoresken Ästhetik. Das Spektrum der – unterschiedlich ausführlich – behandelten Beispiele reicht dabei von der russischen bis zur chilenischen Literatur, auch wenn die ‚klassische’ Romania im Zentrum steht.