Der Holocaust gehört zu den traumatischen Ereignissen, die in Literatur, Film und bildender Kunst emphatisch heraufbeschworen, satirisch zersetzt oder ironisch gebrochen werden.Groß geworden und sozialisiert mit den Berichten der ersten Generation über den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust, greift die zweite und dritte Generation die überlieferten »Ikonen der Vernichtung« (Cornelia Brink) auf, um sie für die eigene Standortgewinnung in der Gegenwart zu nutzen. Tabubrüche werden gezielt eingesetzt, um den Blick für die »Unschärfe« der Erinnerungen kritisch zu schärfen. Nach 1989 findet im Zuge einer neu zu schaffenden gesamtdeutschen Erinnerungskultur ein verstärkter Kampf um Bilder statt, in dem fiktive Nachbilder mit den Dokumenten der Zeitzeugen konkurrieren.Der Band beschäftigt sich vor diesem Hintergrund mit literarischen, filmischen und künstlerischen Produktionen der letzten Jahre. Die Spannbreite reicht dabei von Autoren wie Marcel Beyer, Günter Grass, Ulla Hahn, Elfriede Jelinek, Arno Geiger, Uwe Timm und Cécile Wajsbrot über umstrittene Kino- und Fernsehfilme wie »Der Untergang« (2004), »Speer und Er« (2005), »Sobibor« (2001) und »Land der Vernichtung« (2004) bis zu aktuellen künstlerischen Arbeiten von Maurizio Cattelan, Rebecca Horn, David Levinthal und Gerhard Richter.