Vaterlandsverrat, magische Praktiken, Morde aus Rache und Eifersucht machen Medea zu einer Tabuzerstörerin. Ihre kompromisslose Liebe zu dem Argonautenführer Iason mündete in eine der größten Geschlechter-Tragödien der abendländischen Kultur, die von der Antike bis zur Moderne die Imagination von Lesern und Autoren herausgefordert hat. Das vorliegende Buch beantwortet die Frage, unter welchen Voraussetzungen es möglich war, dass Medea trotz ihres destruktiven Potenzials in die Erzähltradition des Mittelalters integriert werden konnte. Aus der Perspektive der historischen Emotions- und Geschlechterforschung wird erstmals nachgezeichnet, wie die Beziehung zwischen Medea und Iason in mittelhochdeutschen Trojaromanen wie z. B. dem »Trojanerkrieg« Konrads von Würzburg zu einer Faszinationsgeschichte umgedeutet wurde.