Das Buch beschäftigt sich mit deutscher Literatur, Filmen und pädagogischen Diskussionen, die in Reaktion auf den europäischen Kolonialismus des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts entstanden sind. Grundzüge einer masochistischen Struktur werden freigelegt, die in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts die kulturelle Produktion von literarischen und nicht-literarischen Texten zu großen Teilen bestimmt hat und die ursächlich mit dem zeitgleichen Aufschwung des europäischen Kolonialismus zusammenhängt. An Hand der Analyse von Novellen, Romanen und anderen Textsorten wird gezeigt, wie eine Überlagerung von verschiedenen Bildbereichen stattfindet. Zur ikonographischen Tradition der Venusdarstellungen kommt der Bildbereich der europäischen Kolonialgeschichte in Afrika und Asien, dessen Archiv voller Stereotypen über das Land und die Menschen ist und der projektiv die Perspektive der reisenden, siedelnden und kolonisierenden Europäer widerspiegelt. Einzelkapitel beschäftigen sich mit der Kolonialpädagogik, der Kolonialliteratur, dem Film der Weimarer Republik sowie der Nazizeit und mit der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur, in der dieses Thema nachschwingt. Das Schlusskapitel führt eine vergleichende Perspektive ein: gilt das masochistische Paradigma auch für die Auseinandersetzung mit der deutschen Südsee?