Sonderedition: Jetzt nur 9,95 € statt bisher 16,90 € ! Deuterratten, Kundschafterratten, Trödelratten – damit hoffe ich, eine halbwegs brauchbare Typologie der (…) Künstler aufgestellt zu haben. „Was taten die Dadaisten? Sie sagten, es ist egal, ob man irgendein Gepuste von sich gibt – oder ein Sonett von Petrarca (…), ob man Stiefelabsätze vergoldet oder Madonnen schnitzt: Geschossen wird doch (…).“ So schrieben George Grosz (Sohn eines Gastwirtes!) und Wieland Herzfelde. Norbert Gamsbart (alias Robert Gernhardt) hingegen schreibt in der Taverne Wachtelstubb einen Brief, der seiner „teuersten Freundin“ antworten soll auf die Frage „Was soll denn der Scheiß?“, eine pointiert formulierte Frage also, die diese sich angesichts getrockneter Blutwürste von Joseph Beuys in der Berliner Nationalgalerie gestellt hatte. Im Verlauf der Niederschrift genehmigt Gamsbart sich – bis zur Schließung des Lokals - zahlreiche „Viertele“ und erarbeitet dabei feinsinnige kunsthistorische und kulturanthropologische Deutungen, die zunächst von der Verbindung der Begriffe Taverne (Bild für die Klassische Antike?) und Wachtelstubb (Verweis auf die Frühromantik, auf das „schön Gemütliche“?) im Wirtshausnamen ausgehen. Sodann werden - hier drängt sich eine analoge Sehweise auf die Beuys`schen Blutwürste auf - die Gegenstände der Einrichtung als weitreichende Anspielungen interpretiert („Land als Natur in Gestalt von Plastiktrauben“). Eine Kuhglocke an blau-weißem Bande etwa wird als Hinweis auf den alpinen Raum, als Symbol des Berges schlechthin erkannt, um uns von dort aus „mit einem weiteren kunstsinnigen Jüngling bekannt zu machen, mit dem italienischen Dichter Petrarca, dem (…) geistigen Vater der Bergsteigerei“. Natürlich bleibt es nicht bei diesem einen Bezug. Auch auf „jenes Urinoir, das der junge Marcel Duchamp 1917 zum Kunstwerk erhob“ wird verwiesen an jenem Abend, denn „noch versandte der Kunstkandelaber Marke „Tiger“ sein unstet rötliches Licht“.