Der religiöse Glaube ist in dem Sinn vernünftig, dass er eine alle Bereiche der Wirklichkeit integrierende Sinndeutung vermittelt. Dieser hermeneutische Vernunftbegriff verweist in einem zweifachen Sinn auf die Erfahrung: Es sind menschliche Erfahrungen wie Schuld und Leid, die nach einer Deutung verlangen, und es sind menschliche Erfahrungen wie das Glücksverlangen, welche die Richtung weisen, in der eine Deutung zu suchen ist, und die so den Boden für die Sinndeutung des religiösen Glaubens bereiten. Glauben weil es vernünftig ist besagt: Der Verzicht auf den religiösen Glauben wäre der Verzicht auf eine umfassende Sinndeutung des menschlichen Lebens, und das wäre ein Verzicht, der letztlich zu einem Scheitern des menschlichen Lebens führen muss.