Wie komisch sind die Volksstücke Ödön von Horváths wirklich? Darf man über sie noch lachen? Kann man das überhaupt? Mit Kleinbürger-Dramen wie den „Geschichten aus dem Wiener Wald“ oder „Kasimir und Karoline“ erlebte von Horváth (1901–1938) zwischen den Weltkriegen große Erfolge. Dabei galt die bissige Ironie lange nur als Mittel, um soziale und gesellschaftliche Missstände zu überhöhen. Hat sie damit heute ihre Berechtigung verloren? Jörg Gerschlauer ergründet den spezifischen Tonfall des Horváthschen Humors und fördert dabei überraschende Erkenntnisse zu Tage: Mehr als gattungs- oder sozialgeschichtliche Fragestellungen vermag die Frage nach Scherz, Satire und Ironie bei Ödön von Horváth neue Hinweise darauf zu geben, wie sich das Volksstück von einer moralisch einwandfreien Gattung in düsteres und abgründiges Theater verwandelt. Als Frage der Perspektive begriffen, erlaubt der Humor einen neuen Blick auf das Werk des Dramatikers. An entscheidender Stelle weist es über das Bild von Ödön von Horváth als dem „Kritiker seiner Zeit“ hinaus. Angesichts eines totalen Jargons, der jede kritische Distanz verwehrt, stellt der Autor schließlich die Frage, ab wann – nicht nur bei Ödön von Horváth – der Spaß aufhört.