Eine kleine wallonische Ortschaft ist Schauplatz dieses vergnüglichen historischen Romans. Hier leben kurz nach der Jahrhundertwende, säuberlich getrennt durch eine alte Klostermauer, Arme und Reiche. Auf der Südseite flirtet Sarly, der mittellose Tagedieb und Nachbar der Hure Madeleine, heftig mit der schönen Frau des Handelshausbesitzers jenseits der Mauer. Drüben, auf der Nordseite, hält die Tochter des Obergerichtsrates Ausschau nach einem Intimpartner und sucht sich den Holzfällersohn aus.
Sie alle finden den verbotenen Weg durch das rostige Tor. Auch die Honoratioren gehen im Geheimen ihren Gelüsten nach. Liebesspiele in vielen Varianten bringen die Moral und die Standesgrenzen ins Wanken. Sünde!, wettern die Frau Obergerichtsrat, der bibeltreue Holzfäller und der Priester. Doch der rückwärtsgewandte Klerus kann den Umbruch der Zeiten ebenso wenig aufhalten wie die bestechliche Justiz. Kinder und Liebende gehen voran auf dem Weg in eine vorurteilsfreiere Zeit.
Ein klarsichtiger, höchst amüsanter Gesellschaftsroman, der von Doppelmoral und von der Liebe erzählt, davon, wie Privatestes den gesellschaftlichen Wandel mitgestaltet, und es ist nicht zuletzt ein Buch von Frauenemanzipation.