Johann Martin Millers repräsentativer empfindsamer Roman
"Siegwart. Eine Klostergeschichte" wird einer ausführlichen
Gesamtanalyse unter emotionskulturellen Gesichtspunkten
unterzogen. Wesentliche Ziele sind, über eine philologische
Untersuchung des Textes eine Neubestimmung des Stellenwerts
des in seiner Zeit sehr erfolgreichen Romans jenseits
des Trivialitätsvorwurfs zu leisten, was sowohl eine neue
Sicht auf seine Epochenzuordnung hinsichtlich mentalitätsgeschichtlicher
Ansätze erfordert als auch die wissenschaftsgeschichtliche
Aufarbeitung des Verständnisses von
Empfindsamkeit insgesamt bedingt. Unter Verwendung eines
literarischen Kommunikationsmodells wird die Interaktion
zwischen dem Produktions- und Rezeptionsbereich des
Romans reflektiert. Darüber hinaus wird das für den zeitgenössischen
Kontext innovative Emotionspotential eruiert und
ansatzweise der Versuch unternommen, Aktualitätsbezüge
herzustellen hinsichtlich des neu aufgekommenen Interesses
am Zusammenspiel von Verstand und Gefühl im Rahmen
der modernen Kognitions- und Emotionsforschung mit
besonderem Blick auf Tendenzen in der Digitalwelt.