Während in Europa Monarchien herrschten, bildeten die Gelehrten eine Republik. Noch um 1800 erlebte die République des lettres eine im europäischen Zusammenhang kaum wahrgenommene Blüte an den deutschen Höfen, unter anderem in Weimar.

Analyse und Interpretation der Beiträge dieses Buches gelten einem Phänomen, das sich zunächst unter den Florentiner Schülern Francesco Petrarcas abgezeichnet und in Neapel, Rom und Venedig, dann seit Ende des 15. Jahrhunderts in ganz Europa verbreitet hatte, der Res publica litteraria. Man fühlte sich als Bewohner einer idealen Republik jenseits von Standesgrenzen und Disziplinen, in der nur das Gewicht des Arguments zählte. Während in Europa Monarchien herrschten, bildeten die Gelehrten eine Republik. Noch um 1800 war das Bewusstsein einer Zugehörigkeit zu einer europäischen Gelehrtenrepublik noch keineswegs versunken. Wissenschaftler und Künstler wie Constant, Mme de Staël und Chateaubriand, die Weimar besuchten, und der Weimaraner Weltbewohner Goethe selber gehörten zu jenen, die den Denkformen der République des lettres mit moderner Begrifflichkeit wie »Ideenzirkulation« oder »geistiger Handelsverkehr« noch einmal Geltung verschaffen wollten. Das Konzept erlebte eine im europäischen Zusammenhang kaum wahrgenommene Blüte an den deutschen Höfen, unter anderem in Weimar. Diese letzte Phase der République des Lettres, bevor sie im Laufe des 19. Jahrhunderts in den Nationalismen unterging, ist Gegenstand der hier publizierten Beiträge.