In den Jahren 1910 bis 1913 schuf der Philosoph, Pädagoge und Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner einen Zyklus von vier Mysteriendramen, der bisher von der sprach- und literaturwissenschaftlichen Forschung vollständig unbeachtet geblieben ist.

Die vorliegende Studie zeigt anhand von Steiners Schriften zur Erkenntnistheorie, Ästhetik und Dramentheorie sowie seines ersten Mysteriendramas Die Pforte der Einweihung, dass das von ihm entwickelte Theater des "geistigen Realismus" einerseits seine Wurzeln im fortwirkenden Schaffen Goethes und Schillers hat, andererseits jedoch als eigenständige und faszinierende dramatische Gattung des zwanzigsten Jahrhunderts zu gelten hat, deren literarische und spirituelle Bedeutung als zeitgemäßer Initiationsweg es zu erkennen gilt.