Zusammenhänge zwischen der Persönlichkeit von Sprechern und den sprachlichen Merkmalen, die sie im mündlichen Sprachgebrauch verwenden, sind bislang weder seitens der Linguistik noch seitens der Psychologie systematisch untersucht worden, obwohl dies bereits mehrfach als dringendes Forschungsdesiderat formuliert wurde. Am Beispiel der psychologischen Variable Extraversion und Merkmalen prototypischer Nähesprachlichkeit wird in dieser Arbeit erstmals ein Teil dieses fruchtbaren Forschungsfeldes erschlossen. Anhand von Korrelationsanalysen werden persönlichkeitsspezifische Sprachgebrauchsmuster nachgewiesen, die sich als Varietäten beschreiben lassen. Hierfür wird das Konzept der „Psycholekte“ entwickelt, das eine Leerstelle innerhalb der gängigen Varietätenarchitektur füllt, für die bislang der dafür ungeeignete Idiolektbegriff bemüht werden musste. Mithilfe dieses Varietätenkonzeptes können individuelle Differenzen im Sprachgebrauch künftig nicht nur methodisch sauber erfasst und beschrieben, sondern auch interpretiert werden. Daneben bietet die Studie zahlreiche Anknüpfungspunkte für verschiedene Teildisziplinen der Sprachwissenschaft wie z.B. die Dialektologie oder die Gesprächslinguistik.