Flucht und Asyl sind Folgen kriegerischer, oft auch globalisierter Konflikte, regionaler Armut, ökologischer Katastrophen und westlicher Gouvernementalität. Immer deutlicher unterscheiden sich Fluchten und Fluchtmigrationen aus den Kriegs- und Krisengebieten der Welt von anderen Migrationen im 19. und 20. Jahrhundert. Phasen der Migration koppeln sich an Phasen der Flucht und umgekehrt. Deshalb sprechen die Autor*innen von "Fluchtmigration".

Die Beiträge dieses Bandes gelangen zu anderen Modellbildungen und Theorien als ältere Migrationssoziologien. Sie setzen sich kritisch mit Grundbegriffen und Theorien der Migration auseinander, die nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt wurden: "Migration", "Arbeitsmigration", "Zwangsmigration", "Flucht", "Assimilation", "Absorption" bzw. "Integration" u.a. Dazu werden zwei neue Zugangswege aufgetan: zum einen eine aus der Wissens-, Rechts- und Institutionengeschichte, die aufdecken kann, wie Diskurse Wirklichkeiten mit erzeugen und was sie verzerren, unsichtbar machen oder verschweigen; zum anderen historisch-sozialwissenschaftliche, qualitative und kommunikative Forschung, die untersucht, wie sich Flucht und Fluchtmigration und ein Leben im Aufnahme- oder Asylland fallspezifisch und in praxi vollziehen.