Bioethische Problemlagen gehören zu den bedeutendsten Gegenwartsthemen. Die Bioethik ist sowohl im Spannungsfeld unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen als auch in neu sich bildenden Interaktionsräumen von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft angesiedelt. In dieser Situation hat sie es mit einer Vielzahl theoretischer und praktischer Hintergrundannahmen zu tun. Die Konfrontation mit einem immer komplexer werdenden Aufgabenbereich erfordert für die Bioethik eine Reflexion auf ihre spezifische Methodik, ihre Verortung im Gefüge der Disziplinen und die Reichweite ihrer Geltungsansprüche. Als anwendungsbezogener Ethik stellt sich ihr die Frage, wie sich angesichts des bestehenden Pluralismus von Ethiktheorien moralische Urteile konsensfähig begründen lassen. Durch den interdisziplinären Charakter der Bioethik ergibt sich zudem das Problem, diverse, gegebenenfalls konkurrierende Begründungsverfahren zu integrieren. Schließlich muss angesichts des praktischen Regelungsbedarfs die Aufgabe erfüllt werden, zu einer Einigung über Normen bzw. ZielSetzungen zu gelangen und damit einen verbindlichen Handlungsrahmen zu schaffen. Daher werden in den Beiträgen dieses Bandes folgende drei thematischen Schwerpunkte behandelt: Erstens Begründungsfragen im Kontext des moralischen und ethischen Pluralismus, zweitens Überlegungen zur notwendigen interdisziplinären Herangehensweise und zum Zusammenhang der verschiedenen Disziplinen bei der Begründung bioethischer Urteile und drittens die konkrete Praxis bioethischer Arbeit in verschiedenen Gremien.