Es gehört mittlerweile zur literarhistorischen Binsenweisheit, dass das literarische Schaffen des Freiherrn Knigge nicht aus einem einzigen Buch besteht: „Ueber den Umgang mit Menschen“. Die heutige Knigge-Forschung bemüht sich um die Erhellung seiner vielseitigen Betätigungen als einer repräsentativen Figur der Spätaufklärung.

Jedoch fördert das kulturwissenschaftliche Interesse, das seinen Schriften dabei zuteil wurde, nicht unbedingt deren interpretatorische Erschließung. Nach wie vor tut sich die Forschung schwer mit der Zweckorientierung der spätaufklärerischen Autoren. Selbst die satirische Literatur, die im Aufklärungszeitalter zunehmend in die Romane eingeschmuggelt in Erscheinung trat, wird eher deren philosophischer Denkleistung gemäß gewürdigt, so dass das eigentliche Wirkungspotential der Satiriker kaum ins Blickfeld gerät.

Die vorliegende Arbeit versteht sich als Fallstudie, die es sich zum Ziel geSetzt hat, anhand Knigges ‚satirischen Reisen‘ eine zeittypische Erscheinungsform der berüchtigten Angriffsliteratur vor dem Hintergrund des epochalen Ereignisses, der Französischen Revolution, zu umreißen. Dabei wird den Beziehungen der Satire zu den populären Genres – dem Roman und der Reisebeschreibung – besondere Aufmerksamkeit geschenkt.