Orthographie und Politik entstand 1999 als Magisterarbeit an der Universität Hannover. Das Thema hat bis heute kaum etwas von seiner Aktualität verloren.
Es handelt sich um eine umfassende politikwissenschaftliche Analyse der Motive hinter der 1996 beschlossenen Rechtschreibreform, die seit August 2007 - nach mehrfachen Modifikationen - für Schulen und Behörden in Deutschland verbindlich ist. Dabei wird die Reformdiskussion im gesamten 20. Jahrhundert berücksichtigt, ein Schwerpunkt liegt jedoch auf den Motiven, die in den sechziger und siebziger Jahren verstärkt aufgetreten sind: Die Aktivisten sahen in den geltenden Rechtschreibnormen ein dringendes gesellschafts- und bildungspolitisches Problem.
Der Politisierung der Debatte folgte eine - wesentlich wirksamere - Depolitisierung, die Voraussetzung war für die Durchsetzung der Reform mit Hilfe der zuständigen politischen Stellen. Die politischen Motive gerieten dabei so sehr in den Hintergrund, daß die Rechtschreibreform beinahe nur noch inhaltlich diskutiert wurde. Bis heute streiten Gegner und Befürworter vornehmlich über Sinn und Unsinn neuer Regeln und Schreibweisen, nicht darüber, ob die Reform die gesetzten Ziele überhaupt erreichen kann.
Orthographie und Politik analysiert, wer sich weshalb für die Reform eingesetzt hat und wie Wissenschaftler und Politiker dabei interagierten. Eine umfangreiche Bibliographie, biographische Informationen zu den beteiligten Rechtschreibreformern sowie eine ausführliche Chronologie runden das Buch ab.