Die gängige Literaturgeschichtsschreibung basiert auf einem engen Kanon weniger Titel. Die vorliegende Dokumentation entlarvt diese Methode als bloße, sich zwangsläufig weit von der literarischen Wirklichkeit entfernende, Konstruktion. Der Band verzeichnet die gesamte in den drei Stichjahren 1950, 1955, 1960 erschienene fiktionale Literatur einschließlich der wieder aufgelegten älteren deutschen Texte und der Übersetzungen nach den Angaben der Deutschen Nationalbibliographie Frankfurt a. M. und der Deutschen Bücherei Leipzig, sie registriert ihre Rezensionen und Bücheranzeigen in den literarischen Zeitschriften, Tages- und Wochenzeitungen, die während der fünfziger Jahre kontinuierlich erschienen sind, und bietet biobibliographische Informationen zu den Autoren. Nach einer Erläuterung der Dimensionen statistischer und literatursoziologischer Methodik enthält der Band exemplarische Untersuchungen zu Verlegern, Autoren und populären Textsorten, zur Distribution und Verlagsgeographie sowie zu Verlagsstrategien im Ost- West- Vergleich (DDR, BRD, Österreich, Schweiz), die um Analysen von Rezeptionsmechanismen und Leserlenkungsversuchen erweitert werden. Der Wandel deutscher Buchkultur in den fünfziger Jahren, so das Resümee, erfolgt aus Konsensbemühungen über Differenzierungen zum Konfrontationskurs. Die Veröffentlichung bietet die Basis weiterreichender Untersuchungen, die statt der üblichen Diachronie die synchrone Darstellung zugrunde legen und damit die literarische, sozial- und Mentalitätsgeschichtliche Kultur der fünfziger Jahre in Ost und West neu erschließen können.