Fremde haben Ludwig Emil Grimm (1790 – 1863) zeitlebens beschäftigt. Im umfangreichen Œuvre des Künstlers ist ein immer wiederkehrendes Interesse an der Darstellung von Fremden, insbesondere an Farbigen, Juden und Zigeunern zu erkennen. Erstmalig können somit anhand einer deutschen Künstlerpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts in einem größeren Umfang die spezifischen Wahrnehmungsweisen und Stereotype, welche das Bild des religiös und ethnisch ‚Anderen’ bestimmten, exemplarisch untersucht werden. Da es sich bei Ludwig Emil Grimm um den jüngeren Bruder der bedeutenden Sprach- und Literaturwissenschaftler Jacob und Wilhelm handelt, lässt sich durch den Kontakt zu führenden Vertretern der damaligen Literatur, Wissenschaft und Kunst, die dem deutschen Bildungsbürgertum angehörten und folglich damalige geistige Strömungen reflektierten und mitbestimmten, auch deren Einfluß nachweisen. Die Untersuchungen Herbert von Boses tragen über neue Ergebnisse für die Grimmforschung hinaus somit für die Kunst-, Sozial- und Mentalitätsgeschichte einen wichtigen Beitrag zur Klärung der historischen Ursachen der Typisierung des ‚Fremden’ bei. Dieses Buch mit zahlreichen Abbildungen aus zum Teil noch nie gezeigten Archiv- und Privatbeständen lädt nicht nur Wissenschaftler ein, sich mit den Wurzeln eines hochaktuellen Themas zu beschäftigen.