Nach einer Seereise, die kaum schlimmer sein konnte (statt 14, volle 32 Stunden!), bin ich gottlob hier und wie in einem Märchenlande. Konstantinopel ist der erste Ort, der meine Erwartungen weit übertrifft und mir nach dieser scheußlichen Reise in doppelter Glorie erscheint …
Und da lagen wir volle zehn Stunden vor gekreuzten Ankern in der zornigen See! Ich habe kaum eine so tolle Nacht erlebt! Aber mit dem Sonnenaufgang änderte sich die Scenerie. Das Gewölk verschwand, eine glühende südliche Sonne brach durch, und bei blauem Himmel und azurner See liefen wir in den Bosporus. und mit einem Schlage Konstantinopel und Skutari mit ihren tausend Minaretts, Kuppeln, Palästen, Gärten, Bädern, goldenen Schiffen, Pinien und Zypressenwäldern vor dem entzückten Auge …
Und das alles aufsteigend aus dem azurblauesten aller Meere, das fast blauer ist als der Lapis-Lazuli-Himmel darüber. Ich war ganz befreit und alle Pein der Reise vergessen …“

So schildert Max Maria von Weber im Herbst des Jahres 1874 seine Ankunft in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Die Landschaftsbilder und Reisebriefe Max Maria von Webers erlauben dem Leser einen kulturgeschichtlich höchst interessanten und poetischen Einblick in ein vergangenes Jahrhundert, das in diesem Buch wieder lebendig wird.