Bilder- und Kinderbücher, die sich den verdrängten und verschwiegenen Themen heutiger Kindheit wie Einsamkeit, Vernachlässigung, Gewalt und Armut zuwenden, unterlaufen häufig, auch in ihren ästhetischen Formen, den 'Schonraum Kindheit'; sie relativieren die traditionellen pädagogischen Setzungen und suchen den authentischen, unmittelbaren Zugang zu kindlichen Erlebnisweisen. Dabei erweist sich Kinderliteratur als ein Medium, das nicht nur die offenkundigen und spektakulären Fälle kindlicher Not aufgreift, die in den Medien beklagt werden, sondern auch den differenzierten, leisen Tönen Raum gibt. In welchem Spannungsverhältnis stehen fiktionale Kinderliteratur und soziale Realitäten? Der vorliegende Band stellt literatur- und bildwissenschaftliche Fragen an ein Thema, das nicht nur in der kinderliterarischen Forschung einer genaueren Wahrnehmung bedarf.