Im Vordergrund dieses Bandes, der alle Vorträge der Reihe wiedergibt, stehen geistes- und kulturwissenschaftliche Rückblicke auf die Melancholie-Tradition von Shakespeare (Norbert Greiner) und Cervantes (Arnold Rothe) sowie ihrer Spiegelung in der Kunst der Groteske im Zeitalter der Hochrenaissance und des Barock (Bernd Roeck) über Goethe (Dieter Borchmeyer), Mozart (Peter Gülke) und die Romantik (László F. Földényi) bis Thomas Mann (im Eröffnungsvortrag des Herausgebers). Immer – auch in den Beiträgen aus dem Bereich der Psychiatrie – wird der Gegenpol der Heiterkeit mitbedacht, so bezüglich der grotesken „Heiterkeit der Grillen“ (Bernd Roeck). Die Melancholie bringt eine innere Welt zum Vorschein, impliziert ein nach innen gewandtes Sehen, das sich der Heiterkeit als „Befreiung von der Materialität“ (László F. Földényi) aufs engste verbindet. Melancholische „Weltentsagung“ ermöglicht jene Freiheit, jenes Herr-seiner-selbst-Sein, das die Grundlage auch der Heiterkeit ist (Norbert Greiner). „Zart Gedicht, wie Regenbogen, /Wird nur auf dunklen Grund gezogen;/ Darum behagt dem Dichtergenie/Das Element der Melancholie.“ So lautet ein Vierzeiler Goethes, der die Polarität von Melancholie und Heiterkeit bündig bezeichnet. Ihre geschichtlichen Metamorphosen bis in die Gegenwart wird der Leser nun hoffentlich mit Spannung verfolgen.