Worin liegt der kritische Gehalt von Literaturkritik? Was macht sie umgekehrt so anfällig für den Umschlag ins Ideologische? Und in welchem Verhältnis stehen die kritischen Formen zum Feuilleton, in dem sie erscheinen und den Begriffen, mit denen sie operieren? Barbara Wildenhahn begegnet diesen Fragen mit einem Konzept Kritischer Form, das die geschichtsphilosophischen Implikationen kritischer Rede während der Weimarer Republik als formal generierte entlarvt. Literaturkritiken und allgemein kulturkritische Texte aus Frankfurter Zeitung und Deutscher Allgemeiner Zeitung bilden das Material, auf dessen Grundlage die Autorin drei der während der Weimarer Republik mit großer Vehemenz eingesetzten Begriffe literaturkritischen Wertens verfolgt: ‚Leben’, ‚Kraft’ und ‚Das Neue’. Die Funktion von Literatur wird über ihre Kritik denkbar, und es zeigt sich fast nebenbei, welche theoretische Hypothek des Feuilletons den Theoretisierungsprozessen der Nachkriegszeit abzuarbeiten blieb.