Theorien der Gabe beschäftigen sich häufig mit der Frage, ob es eine ‚reine’, uneigennützige Gabe überhaupt geben kann, und gehen meist von einem kategorialen Gegensatz zwischen Gabentausch und anderen Tauschformen aus. Literarische Texte bekümmert diese Fragen weniger. Sie erzählen Geschichten von unvollständigen, listigen, tückischen Gaben, von Zurückweisungen, Undankbarkeiten und Verausgabungen. Gute Gaben können schnell in schlechte umkippen oder sind von vorneherein durch Euphemisierung verklärte Akte (Bourdieu). Solche Störfaktoren verstehen sich als ‚Gift’ der Gabe, sie halten die Narrationen am Laufen, sie kommentieren Charaktertypen und Gesellschaften. Der Band geht Geschichten vom Geben von Jane Austen bis Ilse Aichinger, von Balzac bis Böll, von Henry James bis George Tabori nach, beschäftigt sich mit dem Brot als exemplarischem Stoff der Gabe, dem Souvenir als Gattung und fragt, welche theoretischen Modelle ‚Gift’ zulassen.