Erich Pfefferlen ist jemand, den man kennt, weit über den Bereich des eigentlichen Schreibens hinaus. In vielerlei Funktionen im Bereich des Schulwesens, des literarischen Schaffens und des gesellschaftlichen Miteinanders hat er sich mit seinem Einsatz für ‚Kreativität im Unterricht’ und demokratische Organisierung und Diskussion verdient gemacht, wird geschätzt von schreibenden und pädagogischen Kollegen, Schülern und offizieller Seite. Preise und Auszeichnungen, u. a. 2007 den Lehrerpreis der Bundeszentrale für politische Bildung, gab es dafür viele.
Im Folgenden seien Grundtendenzen seiner Lyrik in fünf Thesen benannt.
Aller gesellschaftlichen Anerkennung zum Trotz, bleibt Pfefferlen weiterhin ein Suchender. Immer auf der Suche/nach einem Platz/für Ungesagtes/und Mitgedachtes//zwischen den Zeilen/bei den Atempausen, so lautet eines der zentralen Gedichte in seinem neuen Gedichtband ‚Keiner soll frieren’. Es ist die Suche nach dem Humanen, dessen Ahnung – aber nicht Ursprung – in der Ästhetik des Gedichts zu finden ist.
Es ist die Schärfe seines Blicks für das ‚kleine Alltägliche’, dies sei die zweite Grundthese, die seine Gedichte auszeichnet. Im Alltäglichen die Besonderheit des Humanen zeigen, kaum jemand beherrscht diese lyrische Kunst derart meisterhaft. Sei es schulisches Erleben, Familienerleben oder alltäglich auf der Straße Gesehenes, Pfefferlen muss nicht suchen, keine Geschichten erfinden, nur in seiner Brechung aufnehmen, was ihn umgibt. Seine tiefgründige philosophische und politische Kraft erfährt dadurch keinen Abbruch, im Gegenteil, potenziert sie sich doch in ihrer Erfassbarkeit durch den Leser.
Dementsprechend, und so die dritte These, ist nicht – und kann es konsequenterweise auch nicht – der große, kaum noch erfassbare klassische Mythos, die einzigartige Metapher, das komplexeste Sprach-gebilde Ziel seiner literarischen Produktion. Dem kleinen Bären/am Himmel/in den Pelz helfen/und mir/ins Wort, so umreißt er seine Aufgabe des Schreibens. Oder anders ausgedrückt, mittels der Fantasie die alltägliche Realität aus einem anderen Blickwinkel erkennen können. Dazu bedarf es der Worte, die wir in der Alltäglichkeit sprechen, gebrochen durch die gestaltende Absicht des Autors.
Auf diese Weise, dies die vierte These, können Pfefferlens Worte bei seinem Leser Resonanz finden, denn es sind die Wörter, die Situationen aus dem Alltag des Lesers, sie sind der Faden zwischen Autor und Leser oder auch der Resonanzboden, den er beim Leser/Hörer zum Klingen bringt. Den Worten des Alltags durch die dichterische Brechung die Kraft zur Schaffung neuer, humaner Sichtweisen durch uns selbst zu öffnen, hier liegt der literarische und zugleich auch pädagogische Verdienst Erich Pfefferlens. Und überall ist zu hören/Das Geräusch fallender Tropfen/Wenn man bereit ist zu lauschen.
Somit, sei dies die abschließende fünfte These, gelingt es dem Autoren, in formeller und inhaltlicher Präzision Sichtweisen zu schaffen, die ‚sitzen’, von uns in die Alltäglichkeit mitgenommen werden, unvergessen bleiben.
Ein zutiefst humanes Schreiben, dessen Bedeutung nicht hoch genug angesehen werden kann.