Albinmüller wird im Jahr der deutschen Reichsgründung als Sohn eines Tischlers in dem kleinen Dittersbach im Osterzgebirge geboren. Siebzigjährig stirbt der Architekt in seinem Haus auf der Darmstädter Mathildenhöhe. „Als ins Abseits geratener Idealist“, wie Babette Gräfe in ihrem Essay schreibt, das dieser erstmals veröffentlichten Autobiografie beigegeben ist.
Dazwischen liegen die Jahre der Kindheit, die schon den verträumten, mit einem natürlichen Gestaltungsdrang begabten Jungen vielfach im Zwist mit den kargen Verhältnissen seiner Herkunft sehen. Den Lehrjahren in der väterlichen Werkstatt folgen Gesellenjahre in Freiberg, Köln, Mainz, Bromberg, der hart erarbeitete berufliche Aufstieg. Es sind Jahre eines unnachgiebigen autodidaktischen Studiums, in denen der ehrgeizige junge Mann in ersten Kontakt mit den Ideen moderner, funktionaler Gestaltung kommt.
Nach ersten Wettbewerbserfolgen wird er 1900 als Lehrer an die sich den Reformbestrebungen der aufkommenden Moderne anschließende Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Magdeburg und 1906 an die legendäre Darmstädter Künstlerkolonie Mathildenhöhe berufen. Er avanciert zu einem der bedeutendsten Gestalter und Architekten im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.
Neben unzähligen Entwürfen für Gebrauchsgerät, Möbel und komplette Interieurs entwirft er bürgerliche Villen, aber auch Holzhäuser. Seine Licht- und Lufthütte im Sanatorium Dr. Barner in Braunlage gehört zu den Inkunabeln des Holzhausbaus.
Nach seinen Ausstellungsbauten in Darmstadt wird die Deutsche Theaterausstellung, die 1927 in Magdeburg stattfindet, zu einem Höhepunkt seines Schaffens als Architekt. Das so genannte Pferdetor und der als moderne „Gralsburg“ bezeichnete Ausstellungsturm zeugen noch heute davon.
Albinmüller beschreibt sein Leben in einer unprätentiösen, lebendigen und sehr unmittelbaren Sprache, in der noch die stilistischen Brüche, die Umwege und Ausschweifungen berühren und ihren Autor als wahrhaftige und darum widersprüchliche Persönlichkeit der Zeitgeschichte verdeutlichen.