In den 1970er Jahren lehrte Jacques Derrida an der École Normale Supérieure in Paris, wo er bei Louis Althusser studiert und dann lange Jahre als Kollege gewirkt hatte. Als Ausgangspunkt und Leitfaden für das vorliegende Seminar von 1976–1977 über „Theorie und Praxis“ dient eine idiomatische Wendung, faut le faire, die auf diversen Ebenen die Aspekte „Tun“, „Müssen“ und „Brauchen“ aufruft. Das komplexe Verhältnis des Paares Theorie/Praxis wird zunächst anhand von Karl Marx’ berühmten „Thesen über Feuerbach“ und deren Widerhall im Denken von Gramsci und Althusser analysiert, nicht zuletzt in Bezug auf die Frage, inwiefern es eine spezifisch marxistische Philosophie oder Theorie geben könne. Die immer tiefergehende Analyse der beiden Schlüsselbegriffe führt über Kants Fragen „Was kann ich wissen?“ und „Was soll ich tun?“ zur grundlegenden Befragung der Begriffe „Denken“ und „Tun“. Dies geschieht vor allem in Auseinandersetzung mit Heideggers Texten zum Verhältnis von griechischem Denken und moderner Wissenschaft und Technik.