Die christliche Tradition kennt am Abend zwei Gebetszeiten, die Vesper und die Komplet. Beide Gebete, die ihren rituellen Ursprung zum Teil schon in der frühen Kirche haben, beziehen sich durch speziell ausgewählte Psalmen, Hymnen und Cantica implizit oder explizit auf die Phänomene der Tageszeit Abend. Seit der Liturgischen Bewegung der 1920er Jahre gibt es in der katholischen Kirche immer wieder das Bestreben, diese Gebetszeiten über Klöster und klerikale Gemeinschaften hinaus auch für das gesamte Volk der Gläubigen zugänglich zu machen. Die Untersuchung verbindet traditionelle hymnologische Methoden aus Theologie, Musikwissenschaft und Sprachwissenschaft mit Forschungspraktiken der Qualitativen Sozialforschung und versucht auf diesem Wege zu erschließen, wie liturgische Themen und Motive angesichts des Abends gegenwärtig verstanden werden und welche Aufgaben sich daraus für Theorie und Praxis ergeben.