Die Utopien in Musils Roman werden auf Grund der dem Utopiebegriff immanenten Antinomie immer wieder dem Utopischen, dem „Moglichkeitssinn“ aufgeopfert, oder es wird die Utopie des „anderen Zustands“ als einzige ernst genommenen und als subjektive augenblickshafte Privatutopie in Reaktion auf die nicht mehr mögliche Sozialutopie begriffen. Dies verhinderte es bisher, die Utopien im Roman, von der „Utopie des exakten Lebens“ bis zu der des „anderen Zustands, inhaltlich zu untersuchen, was einen erheblichen Mangel des Verständnisses des Romans zur Folge hat. Diese Arbeit erhellt den Zusammenhang der verschiedenen Utopien im Roman, die funktional voneinander abhängen und deren Fluchtpunkt als oberste Kategorie die Utopie der induktiven Gesinnung“ bildet. Die Erhellung dieser Zusammenhänge fördert zutage, dass Musil mit diesem System von Utopien auf nichts anderes als auf die Überwindung der Dialektik der Moderne‘, also der in „Ratio und Mystik“, in Vernunft und ‚das Andere’ der Vernunft auseinandergetretenen modernen Welt, zielt, und zwar mittels des der Moderne eigenen Prinzips. Wie Musil mit seinem Vernunftkonzept der „induktiven Gesinnung“ an das ‚Projekt der Aufklärung‘ anknüpft, so findet diese auch in seiner Poetologie – ‚exempla docent’ – ihren Niederschlag.