Das demokratische Vermächtnis keines anderen Politikers ist nach
dem zweiten Weltkrieg so beschworen worden wie das von Eugen
Bolz (1881-1945), der zum identitätsstiftenden Gründungsfundus
der Nachkriegsdemokratie gehörte.

Der katholische Zentrumspolitiker begann seine politische Laufbahn
vor dem ersten Weltkrieg und war zugleich Reichs- und Landtagsabgeordneter. Zunächst Justiz-, dann Innenminister in Württemberg war er der Stützpfeiler wechselnder Regierungskoalitionen und sicherte hier eine vergleichsweise stabile politische Entwicklung. Eine ihm offene Laufbahn als Reichsminister schlug er aus. Als Staatspräsident
(1928 -1933 ) sah er sich zunehmend gezwungen, mit Notverordnungen zu regieren, und untergrub damit ungewollt den Parlamentarismus. Obwohl er selbst keinen Zweifel an seiner Ablehnung der Hitler-Partei aufkommen ließ, wirkte seine Partei an der legalistischen Machtübernahme der NSDAP in Württemberg im März 1933 mit.

Bolz wurde während des Dritten Reiches verfolgt, saß in Schutzhaft
und fand Zugang zum Widerstandskreis um Carl Goerdeler. Er
anerkannte die Notwendigkeit der Beseitigung Hitlers, lehnte aber
den Tyrannenmord ab. Nach dem Stauffenberg-Attentat wurde
Bolz inhaftiert und im Januar 1945 ermordet.

Neben der Würdigung des politischen Lebenswerkes zeichnet die Biografie besonders das Verhältnis von Bolz zum Nationalsozialismus und sein Weg in den Widerstand. Sie wird abgerundet mit einem knappen Forschungsüberblick und einem einführenden Literaturverzeichnis und Internet-Links.