Im Mittelpunkt dieses Bandes steht Sebastian Francks monumentale welt- und kirchengeschichtliche Enzyklopädie mit dem Titel „Chronica Zeitbuoch vnnd Geschichtbibell“, ein Werk, das in der Forschung lange Zeit wenig Aufmerksamkeit gefunden hat. Aber auch bislang wenig untersuchte Texte Sebastian Francks, so etwa die „Paradoxa“ sowie die „Guldin Arch“ werden in die Untersuchung miteinbezogen. Aus einer dezidiert literaturwissenschaftlichen Perspektive wird untersucht, wie Sebastian Franck seine Rolle als Autor, Schreiber und Kompilator versteht. Zudem stehen folgende Fragen im Mittelpunkt des Interesses: Auf welche Art dachte einer der originellsten und eigenständigsten Köpfe der 20er und 30er Jahre des 16. Jahrhunderts in einer Zeit blutiger konfessioneller Auseinandersetzungen über religiöse Toleranz und Gewaltverzicht nach? Wie ist Francks Auseinandersetzung mit so bedeutenden Zeitgenossen wie Martin Luther, Erasmus von Rotterdam, Hans Denck, Michael Servet, Paracelsus oder Johannes Reuchlin einzuschätzen? Und wie sieht die Franck-Forschung seine mystisch-paradoxalistische Ausdrucksweise sowie die sozialethische Dimension seiner Werke?
Yvonne Dellsperger bietet einen Überblick über die verschiedenen Positionen der weitläufigen Forschungsgeschichte und führt die Debatte, inwiefern Franck durch subtile Quellenadaption sein von vielen Zeitgenossen als subversiv wahrgenommenes Denken und Schreiben zum Ausdruck gebracht hat, weiter.
Eine wegweisende Studie, die Sebastian Franck in ein neues Licht rückt.