Träume verschaffen wie kein anderes Medium Zugang zum Unbewussten. Inwiefern dabei das Individualpsychologische überschritten werden kann, zeigt der vorliegende Band: Hier wird dem Phänomen nachgegangen, dass Menschen in einer kollektiven Extremsituation wie etwa den Bedrohungen der nationalsozialistischen Zeit plötzlich von ähnlichen Träumen berichten. Ob realistisch oder grotesk, parodierend, karikierend, fantastisch oder absurd, in den Aufzeichnungen des nächtlichen Traums und der ihm eigenen (Bilder-)Sprache gelang den Träumenden eine gleichsam seismographische Wahrnehmung. Was damit aufgerufen wird, ist eine andere Alltagsgeschichte des Dritten Reiches.
Berücksichtigt werden mündlich erzählte Träume, Traumnotate aus Tagebüchern und Briefen, aber auch Erzählprosa aus unterschiedlichen Phasen und Kontexten, u.a. von Klaus Mann, Hans Carossa oder inzwischen vergessenen Autorinnen wie Paula Ludwig, ebenso bislang unveröffentlichte Quellen. Analysiert werden die Traumerzählungen im Blick auf ihr kulturgeschichtliches, sozialpsychologisches und poetologisches Erkenntnispotenzial.